Foto: Berndt Klyvare
SPÄT AUF ERDEN (1932)
FÄHRGESANG (1941)
NON SERVIAM (1945)
UNFOUG (1955)
FÜHRER IN DIE UNDERWELT (1967)
Absentia anini
Im Herbst
Im Herbst wenn man Abschied nimmt
Im Herbst wenn alle Gatter offen stehn auf sinnlose Koppeln
wo unwirkliche Pilze modern
und Wagenspuren randvoll Wasser unterwegs sind
ins Nichts, und eine Schnecke unterwegs ist
ein zerfranster Schmetterling unterwegs ist
ins Nichts, diese abgeblätterte Rose
Die geringste, verachtetste. Und die Schnaken,
diese hirnlosen Teufel,
knickbeinig, trunken im Schein der Lampe am Abend
und die Lampe selbst die erlöschend zischt
vom nichtigen Meer des Lichts, des Gedankens Polarmeer
in langen Wogen
still gischtender Schaum
von Reihen geteilt durch Reihen
aus Nichts durch Nichts in Nichts
Satz Gegensatz Schlusssatz Abrasax Abraxas Satz
(wie das Geräusch einer Nähmaschine)
Und die Spinnen spinnen in lautloser Nacht ihr Netz
und die Grillen zirpen
Sinnlos.
Unwirklich. Sinnlos.
Im Herbst
Es raschelt in meinem Gedicht
Wörter tun ihren Dienst und ruhn
Staub fällt auf sie herab, Staub oder Tau
bis der Wind (sie) aufwirbelt
(und) anderswo ablegt
wer partout aller Dinge Sinn suchen will hat
lange schon eingesehn:
der Sinn des Raschelns ist das
was an sich ganz etwas andres ist als
nasse Gummistiefel im Laub
gedankenverlorene Schritte über den Blätter-
Teppich des Parks, zärtlich haftendem Laub
an nassen Gummistiefeln, gedankenverlorenen Schritten
Du irrst dich, verirrst dich
Nicht so hastig
Nimm dir Zeit
Warte
Im Herbst wenn
Im Herbst wenn alle Gatter
geschieht es dass im letzten schrägen Strahl
nach einem Landregen
mit langen Pausen zaudernd
wie ertappt
eine übriggebliebene Amsel im Baumwipfel singt
um nichts, um der Kehle willen. Du siehst
ihren Wipfel stehn gegen des Himmels fahlen Grund
bei einer einsamen Wolke. Und die Wolke treibt
wie andere Wolken aber übriggeblieben auch irgendwie, hors saison
und ihrem Wesen nach lange schon anderswo
und an sich (wie der Gesang) bereits etwas
anderes als
Etwige Ruhe
Sinnlos. Unwirklich.
Sinnlos. Ich
singe sitze hier singe
vom Himmel von einer Wolke
Ich wünsche mir weiter nichts
Ich wünsche mich weit weit weg
Ich bin weit weg (zwischen den Echos des Abends)
Ich bin hier
Satz Gegensatz Abrasax
Du (bist) auch ich
O weit weit weg
da treibt in lichtem Himmel
über dem Wipfel die Wolke
in glücklichem Unbewusstsein!
O tief in mir
da spiegelt sich auf der Fläche des Schwarzperlaugs
in glücklichem Halbbewusstsein
das Bild einer Wolke!
Dies ist nicht das was ist
Dies ist das andere
Es ist in dem was ist
aber nicht das was ist
Dies ist das andere
O weit weit weg
in dem was jenseits ist
ist etwas nah!
O tief in mir
in dem was nah ist
ist etwas jenseits
etwas jenseitsnah
in dem was diesseitsfern ist
etwas weder noch
in dem was entweder oder ist:
weder Wolke noch Bild
weder Bild noch Bild
weder Wolke noch Wolke
weder weder noch noch
sondern das andere!
Das einzige was ist
Ist das andere!
Das einzige was ist
In dem was ist
Ist das andere!
Das einzige was ist
In dem was ist
Ist das was in diesem
Das andere ist!
(O Wiegenlied der Seele
Singsang vom anderen!)
O
non sens
non sentiens non
dissentiens
indesinenter
terque quaterque
pluries
vox
vel abracadabra
Abraxas Abrasax
Satz Gegensatz Schlusssatz der wieder Satz wird
Sinnlos
Unwirklich. Sinnlos.
Und die Spinnen spinnen in lautloser Nacht ihr Netz
Und die Grillen zirpen
Im Herbst
Gunnar Ekelöf: Spät auf Erden; Fährgesang; Non serviam; Im Herbst. Auf dem Schwedischen von Klaus-Jürgen Liedtke. Kleinheinrich, Münster, 2003, s. 113
Some of the most appreciated poems by Gunnar Ekelöf on different languages.